Aktivitäten in der Unterkunft in der Georg-Sasse-Straße Oktober bis Dezember 2015 

Zuversicht schenken 

Eine geerbte Gitarre 

stand schon lange ungenutzt in einer Ecke bei mir, bis ich auf die Idee kam, sie könnte vielleicht einem der Flüchtlinge Freude bereiten. So fragte ich Kreise des Freundeskreises, wer wohl für eine Gitarre Verwendung hätte und erfuhr den Namen eines jungen Mannes aus Afghanistan, einem Sänger, der erst seit drei Monaten in Deutschland ist und noch kaum Deutsch spricht. Also lud ich ihn, einen weiteren Afghanen, der schon etwas Deutsch spricht zum Übersetzen und die Betreuerin an einem Sonntag zum Essen bei mir ein und schenkte ihm die Gitarre. Welch eine Freude und Dankbarkeit. Seitdem übt der junge Mann, so fleißig, dass er im Rahmen der letzten Teestube im Pferdestall bereits seinen Gesang mit einfachen Akkorden auf der Gitarre begleiten konnte. 

Künstlerische Betätigung tut der Seele gut. 

Die Umsetzung dieses Gedankens ermöglicht die Spende einer Firma an den Freundeskreis für entsprechende Aktivitäten mit Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft in der Georg-Sasse-Straße. Das Projekt muss sich noch entwickeln, aber erste kleine Schritte haben wir schon getan, so z.B. das Schreiben des eigenen Namen in großen lateinischen und arabischen Lettern. Platziert in DIN A 2 großen Rahmen kann man sie im Gemeinschaftsraum der Georg-Sasse-Straße an den Wänden sehen. Ebenfalls sehr hübsch anzusehen sind dekorativ im Flur aufgehängte kleine bunte Holzrahmen, die Fotos von Bewohnern und Paten zeigen. Bestückung der Rahmen und ihre Platzierung an der Wand erfolgte begeistert in gemeinsamer Aktion. 

Begegnung von Flüchtlingen, ihren Paten und anderen Aktiven in der Unterkunft in der Georg-Sasse-Straße bei Kuchen, Obstsalat, Tee und Musik. 

Inzwischen leben mehr als 30 Flüchtlinge in der Unterkunft, die meisten von ihnen Familien mit Kindern, aber auch ein junges Ehepaar und vier alleinstehende junge Männer, die alle lernen müssen, was es heißt, mit so vielen Personen eine gemeinsame Küche zu benutzen und miteinander auszukommen. Um fast alle kümmern sich sogenannte Paten, begleiten sie bei Bedarf zu Arztbesuchen u.a.. Manchmal kommen Nachbarn und backen mit Frauen und Kindern und vieles anderes mehr findet in der Unterkunft statt, vieles verläuft noch nebeneinander her, Aktive und Paten kennen sich oft gar nicht. Um diesem Nebeneinander die Chance zu einem Miteinander zu geben, fand am 11. November am Nachmittag ein gemeinsames Kuchen und Obstsalatessen zu Tee für die Erwachsenen und Säften für die Kinder statt. Alle saßen in einem großen Kreis und stellten sich einer Vorstellungsrunde mit Namen und Herkunft vor. Dann spielte die Gitarristin ein Renaissancestück und eine irische Weise und der mit der Gitarre beschenkte junge Mann, trug ein paar afghanische Lieder vor, die er selbst auf seiner Gitarre begleitete. Anschließend löste sich die Sitzordnung auf und viele nutzen die Gelegenheit zu Austausch und Gespräch. Insgesamt war die Stimmung fröhlich und gelöst.    

Gitarrenunterricht

Natürlich kann und will der junge Mann seine Gitarrespielfähigkeiten verbessern und übt sehr fleißig. Zu seinem großen Glück ist die Gitarristin bereit, ihm in unregelmäßigen Abständen Gitarrenunterricht zu erteilen. Sie ist eine langjährige Freundin von mir und so kam es, dass sie den jungen Mann bereits drei Tage später in meinem Wohnzimmer die erste Gitarrenstunde gab. Er ist ein ausgesprochen gelehriger Schüler an der Gitarre, der fleißig übt. Unter anderem nutzt er Anleitungen via Youtube, die in kleinen Filmen in seiner Sprache über sein Smartphone zugänglich sind. 

Eine Kleiderkammer 

gibt es seit kurzem im Keller der Unterkunft in der Georg-Sasse-Straße, in der fleißige Helferinnen Spenden annehmen, sortieren, in Regale einräumen und für 2 Euro pro Person weitergeben. Zur Zeit ist erstmal Annahmestop, weil die Regale bis an die Decke voll gefüllt sind. Nächster Annahmetermin ist Freitag, der 12. Februar 2016. 

Eine Fahrradreparaturwerkstatt 

in der Unterkunft beherbergt bereits eine große Anzahl repa
raturbedürftiger Räder. Viele Räder sind schon repariert, fast alle Kinder konnten eines bekommen und fahren bei gutem Wetter munter auf dem Gelände herum. Möglich ist das dank dem Einsatz von Unterstützer und Helfern, einer davon ist ein Flüchtling und zeigt ein ganz besonders gutes Verständnis für fahrradmechanische Probleme. Das Mitglied des Freundeskreises bemüht sich darum, für ihn einen Praktikumsplatz in einer Firma zu bekommen. Noch zu lösen sind bautechnische Mängel in dem Raume. Da hoffen wir auf die Möglichkeit einer unbürokratischen schnellen Lösung. 

Schüler besuchen Flüchtlinge

Schüler einer 6. Klasse der Stadtteilschule Bergstedt hatten große Mengen Kekse gebacken und wollten diese gerne den Flüchtlingen in der Georg-Sasse-Straße schenken. Terminwunsch: Freitag, 18.12.2015 und 10.30 Uhr, Anfrage durch die Mutter eines Schülers: ein Tag vorher so gegen 15.00 Uhr. Was tun? Wie informieren wir die arabischsprachigen Flüchtlinge, gestalten einen Rahmen, in dem das vorhaben der Schüler angemessen zur Geltung und den Flüchtlingen zugute kommt? Also trafen eine Freundin und ich 
uns am Freitag eine Stunde vor Eintreffen der Schüler
 mit ihren Lehrerinnen zwecks Vorbereitung, Information mittels auf arabisch ausgedrucktem Text: „Schüler
 kommen mit Geschenken um 10.30 Uhr“ - das Internet macht’ s möglich. Gemeinsam mit den Flüchtlingen
 bereiteten wir einen Stuhlkreis vor, in der Mitte zwei
 zusammen geschobene Tische mit hübscher Tischdecke für die zu erwartenden Kekstüten. Und dann kamen 
sie, eine ganze Schulklasse mit ihren zwei Lehrerinnen.
 Ein syrischer Bewohner, der schon etwas Deutsch kann,
 übersetzte Worte der Begrüßung, die Schüler sangen 
sehr schön zwei Weihnachtslieder vor und überreichten
 stolz und zufrieden ihre Kekstüten. Alles in allem: ein für alle Beteiligten beglückendes Ereignis. 

Schöne Weihnachten wünscht 

Waltraut Biester