Wenn Menschen in Deutschland Asyl beantragen, werden sie nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. Die Quote für Schleswig-Holstein betrug in 2015 3,4 %. Innerhalb Schleswig-Holsteins werden die Flüchtlinge dann nach der „Ausländer- und Aufnahme-verordnung“ auf die Kreise verteilt. Für den Kreis Stormarn gilt der Schlüssel 7,7 %. Näheres dazu finden Sie in der Fußzeile unter Informationen - Flüchtlingsrats Schleswig-Holstein e.V.. Die wichtigsten Informationen und Zahlen zum Thema Flüchtlinge und Asylpolitik hat der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in einem Faktenpapier zusammengestellt. Auch diesen Link finden Sie unter Informationen.

Quelle

 

Sinkende Flüchtlingszahlen

Die abgeschotteten Grenzen von Europa zeigen auch in Schleswig-Holstein deutlich Wirkung: Die Zahl der Asylsuchenden hat sich 2016 um 70 % gegenüber dem Vorjahr verringert. Damit ist die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge seit August 2016 sogar unter das Niveau des Jahres 2014 gesunken.

Bleibeperspektive

Inzwischen verfügt bereits die überwiegende Mehrheit der zu uns seit 2008 nach Ammersbek gekommenen  Flüchtlinge über ein Bleiberecht, d.h. eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Zu Ihnen gehören fast alle aus Syrien geflohenen Menschen aber auch Familien und Einzelpersonen aus Afghanistan.
Nach zweimaliger Verlängerung kann die befristete Aufenthaltserlaubnis in eine unbefristete umgewandelt werden.
In großer Unsicherheit, ob sie in Deutschland bleiben dürfen, leben dagegen noch immer knapp 40 % der  Ammersbeker Flüchtlinge. Sie kommen überwiegend aus Afghanistan und Armenien und müssen mit der für sie oft existentiellen Ungewissheit zum Teil schon über 3 Jahre leben. Viele warten noch immer auf den Beginn ihres Asylverfahrens. Andere hoffen nach der Ablehnung ihres Asylgesuches aus humanitären Schutzgründen zumindest ein Abschiebeverbot und später durch gute Integrationsleistungen ein Bleiberecht erwirken zu können.

Abschiebungen, Ausreisen, Umzüge

Seit den letzten 3 Jahren musste sich der Freundeskreis von einigen Flüchtlingen auch schon wieder verabschieben. Nur einmal wurden zum Entsetzen der Menschen, die sie kannten, 2 junge Iraner durch ein nächtliches Polizeikommando aus ihren Unterkünften in Ammersbek herausgeholt und zwangsweise nach Ungarn abgeschoben. Sie waren über Ungarn nach Europa eingereist und nach dem Dublin-Abkommen liegt dort die Zuständigkeit für ihr Asylverfahren. Alle hoffen, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Einzelne Familien mussten „freiwillig“ in ihre Heimatländer ausreisen. Dies betraf bisher ca. 20 Erwachsene und Kinder, die aus Balkanstaaten nach Deutschland geflohen waren. Weniger traurig war der Abschied von ca. 20 Flüchtlingen, die zu Verwandten gezogen sind oder in einem anderen Ort, Bundesland eine Unterkunft oder Arbeitschance gefunden haben.

Stand: April 2017

 

Viele Flüchtlinge verfügen über mehrjährige Berufserfahrung. Die Schwierigkeit ihres Einstiegs in die Berufswelt in Deutschland besteht neben der Sprachbarriere auch darin, dass ihre Schul- und Berufsausbildung nicht den deutschen Normen und Anforderungen entspricht. Viele können aber auf Berufskenntnisse aufbauen, mit denen sie - oft auch als Selbstständige - in ihrer Heimat ihren Lebensunterhalt verdient haben. Ein kleiner Ausschnitt aus der bisher bekannten Berufspalette: Vom LKW-Fahrer bis zum selbstständigen Spediteur, vom Schneider und Schuster bis zum Kleider- und Schuhfabrikant, vom Teppichhändler, Goldschmied und Devisenhändler bis zum IT- und Elektroniktechniker, vom Landwirt, Buchbinder bis zum Englischlehrer, vom Journalisten bis zur Programmiererin und von der Kunststickerin bis zur Frisörin und Kindergärtnerin – ist alles dabei.

 

Ammersbek hat vergleichsweise gute Rahmenbedingungen, dass die Integration von Flüchtlingen gelingen kann. Mit der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge hat die Gemeinde dafür ein ganz wichtiges Fundament geschaffen. So ist es gelungen fast alle Familien in Wohnungen unterzubringen, wo sie mit ihren Kindern inmitten deutscher Nachbarn leben. Die Kinder gehen zur Kita oder zur Schule, lernen sehr schnell deutsch und sind für ihre Eltern ein wichtiger Motor, das  Leben in Deutschland kennen zu lernen. Paten helfen dabei, Kontakte zu knüpfen und sich im Alltag zurecht zu finden.

Deutlich schwerer haben es alleinstehende Männer. Wohnraum für alleinstehende Männer bleibt ein drängendes Problem. Viele Monate bis mehrere Jahre müssen sie mit wenig oder auch ohne Privatsphäre in Gemeinschaftsunterkünften leben. Die beengte Wohnsituation ist nicht nur eine Belastung für Seele und Gemüt, sondern erschwert auch das notwendige Lernen (Besuch von Deutschkursen, Berufsschule) und behindert die Integration. Die höheren Kosten für die Unterbringung im Einzelzimmer kann die Gemeinde meist nur dann rechtfertigen, wenn ein fachärztliches Attest z.B. wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung vorliegt. Ein Drittel der ca. 30 alleinstehenden Männer wohnt inzwischen im Einzelzimmer bzw. in Wohngemeinschaften mit eigenem Raum. Zwei junge Männer haben privat bei ihren Paten eine Unterkunft gefunden.

Es sind 6-8 m² Wohnfläche pro Person und eine minimale Basisausstattung, die Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft erwartet. Für jeden Flüchtling stellt die Gemeinde ein Bett und einen kleinen abschließbaren Schrank für persönliche Dinge und einen Stuhl am Gemeinschaftstisch bereit. Das Zimmer und alle anderen Räume wie Küche und Bad werden mit den anderen Bewohnern geteilt.

 

Blick in ein Zimmer für eine Kleinfamilie