Armenien (armenisch Հայաստան, Transkription ostarmenisch: Hajastan [hɑjɑsˈtɑn], westarmenisch: Hajasdan [hɑjɑsˈdɑn]) ist ein Binnenstaat im Kaukasus und liegt im Bergland zwischen Georgien, Aserbaidschan, dem Iran und der Türkei. Das Land entspricht dem nordöstlichen Teil des ehemals viel größeren armenischen Siedlungsgebiets, das jedoch in der wechselvollen Geschichte Armeniens nur selten ein vereintes Reich war.

Als die beiden frühen Eckpunkte einer nationalen Eigenständigkeit gelten die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch König Trdat III. um 314 und das Jahr 405, als die armenische Schrift eingeführt wurde.

Lage und Struktur

Armenien liegt am Übergang zwischen Kleinasien und (dem aus europäischer Sicht so benannten) Transkaukasien, zwischen 38° 51′ und 41° 16′ nördlicher geographischer Breite sowie 43° 29′ und 46° 37′ östlicher geographischer Länge. Der heutige Staat umfasst ein Gebiet von 29.800 Quadratkilometern im Nordosten des Armenischen Hochlands und am Südrand des Kleinen Kaukasus.

Die Landesfläche Armeniens ist etwa so groß wie die des deutschen Landes Brandenburg. Es grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Südosten an den Iran, im Süden an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan und von Südwesten bis Westen an die Türkei. Die heutige Bevölkerungszahl beträgt etwa drei Millionen.

Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland – 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter. Von Norden her erstrecken sich die über 3000 Meter hohen Ausläufer des Kleinen Kaukasus. Die höchste Erhebung ist der erloschene Vulkan Aragaz (4090 Meter) unweit des biblischen Ararat, der tiefste Punkt liegt rund 380 Meter hoch am Fluss Aras an der Grenze zum Iran und zu Aserbaidschan. Das Gebiet liegt in einem Faltengebirge – es entstand und verändert sich nach wie vor durch den Zusammenstoß der Eurasischen Platte mit der Arabischen Platte – und ist dementsprechend stark durch Verwerfungen erdbebengefährdet. Das Gestein ist oft vulkanischen Ursprungs. Unter den nachgewiesenen Bodenschätzen sind verschiedene Kupferoxide am wichtigsten, die als Nebenprodukt Molybdän, Eisen und Gold enthalten, außerdem Uran, verschiedene Halbmetalle, Schmucksteine und Gesteinsarten wie Tuff, Basalt, Marmor und andere. Hinzu kommen Mineralwasserquellen, deren Wasser für Heilzwecke und im Alltagsgebrauch Verwendung findet.

Der größte See Armeniens ist der östlich von Jerewan etwa 1900 Meter hoch gelegene Sewansee mit einer Fläche von derzeit ungefähr 940 Quadratkilometern. Durch Wasserentnahme ist seine Fläche stark zurückgegangen (1984: 1262 Quadratkilometer). Die längsten Flüsse Armeniens sind Aras, Worotan, Kassagh, Hrasdan und Debed.

Der Berg Ararat, auch Großer Ararat (türkisch Büyük Ağrı Dağı, aus dem Hebräischen, entstanden aus assyrisch Urartu; kurdisch Çiyayê Agirî / Shaxi, armenisch Մասիս / Masis oder Արարատ / Ararat), ist ein ruhender Vulkan im Ararathochland in Ostanatolien nahe der Grenze zu Armenien, dem Iran und der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan. Er ist mit 5137 m[1] über dem Meeresspiegel der höchste Berg auf dem Gebiet der Türkei. Der kurdische Name, Çiyayê Agirî, bedeutet ‚der feurige Berg‘ (agir ‚Feuer‘, çiya ‚Berg‘).

Der kleinere Nachbarberg, der Kleine Ararat (türkisch Küçük Ağrı Dağı, armenisch Սիս), ist 3896 m hoch.[1] Im Jahre 2004 wurden beide Araratberge Teil eines Nationalparkes.

Klima

Durch das Gebiet der Republik Armenien verläuft zwar der 40. Breitengrad, der durch Menorca und die nördliche Grenzregion von Kalifornien verläuft und in dessen Nähe Städte wie Otranto, Aranjuez, Philadelphia und Peking liegen, doch ergeben sich durch die beträchtlichen Höhenunterschiede – beispielsweise verläuft nur etwa 50 km südlich des Aragaz (4090 m) das Tal des Aras (hier ca. 840 m) – und die kleinteilige Landschaft unterschiedliche lokale Klimata. Einerseits wirken die nahen Meere ausgleichend, andererseits begünstigen die Hochgebirge der Umgebung extreme Schwankungen. Die hohen Gipfel des Kaukasus wirken starken Kälteeinbrüchen von Norden her entgegen. In den Tälern und Niederungen ist das Klima kontinental, wobei die Temperaturen im Sommer mittags meist über 30 °C liegen, in den Bergen insgesamt etwas kühler und an der Grenze zum Iran subtropisch und sehr trocken.

1555 wurde das Land zwischen Persien und dem Osmanischen Reich geteilt, ein zweites Mal 1639, als die Safawiden ungefähr das heutige Staatsgebiet erhielten und die Türken den größeren westlichen Teil. Im Russisch-Persischen Krieg verlor Persien 1828 die Provinz Armenien an das Russische Kaiserreich. Während des Ersten Weltkriegs wurden Armenier im Osmanischen Reich beim Völkermord an den Armeniern systematisch vernichtet. Die Grenze zwischen der Türkei und der russischen Einflusssphäre wurde 1922 festgelegt. Die zur Sowjetunion gehörende Armenische Sozialistische Sowjetrepublik erlangte mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ihre Unabhängigkeit.