Kunst tut der Seele gut

und ganz besonders, wenn es einem nicht so gut geht, weil man vielleicht gerade den Boden unter den Füßen verloren hat, die Säulen des eigenen Lebens ins Wanken geraten oder weggebrochen, zerstört sind.

Dann kann es heilsam sein, sich in einer anderen Sprache als der des gesprochenen Wortes auszudrücken, eine eigene Welt mit Linien, Farben, Strukturen zu schaffen, sich ohne Worte mitzuteilen.

Dank einer großzügigen Spende für ebensolche Aktivitäten konnte ich Farben, Papiere, Stifte und Pinsel anschaffen für gestalterische Arbeiten in der Flüchtlingsunterkunft in der Georg-Sasse-Straße in Ammersbek. Außerdem kaufte ich günstig große Bilderrahmen, um die „Gestaltungen“ zu würdigen und gleichzeitig den großen Gemeinschaftsraum damit auszuschmücken und wohnlich zu machen. Zusammengearbeitet habe ich bei der Verwirklichung des Vorhabens mit Gesine Böske und Elke Wincks, die ebenfalls zum Freundeskreis gehören.

Was waren Themen, Impulse für gestalterisches Arbeiten?

Als die erste Familie Ende November in die Unterkunft eingezogen war, folgten in kurzen Abständen weitere mehrköpfige Familien, außerdem einige alleinstehende Männer. Die plötzlich in enger Nachbarschaft wohnenden Menschen kannten einander nicht.

So lautete der erste Vorschlag: Schreibt den eigenen Vornamen, in schöner Schrift, einmal in lateinischer, einmal in arabischer Schrift. Und schon die Schriftzüge zeigen, wie unterschiedlich die Welten sind, die, aus der sie kommen und die, in der sie gelandet sind. Aber auch die Gemeinsamkeit ist enthalten, der Inhalt des Geschriebenen, der eigene Name.

Eine andere Anregung war, mit Bleistiften zu zeichnen, Bilder von Landschaften der verlassenen Heimat, auf kleinen Formaten, die leicht zu füllen und zu bewältigen sind. Da trauten sich nach und nach auch die Männer. Einer sagte, nachdem er mehr als eine Stunde mit einer Zeichnung beschäftigt gewesen war: „Ich habe mich gefühlt wie in meiner Kindheit.“

Thema der letzten Wochen war, gemeinsam Blumen, Blüten, Blätter, Stengel ohne vorzuzeichnen frei auszuschneiden, sie auf einem schwarzen Hintergrund zu arrangieren, zu ordnen und anschließend aufzukleben.

Einige, besonders die Kinder, entschieden sich häufig lieber für selbstgewählte Themen und wählten die ihnen passend erscheinenden Materialien wie Buntstifte oder Wachspastellkreiden. Auch das war möglich und brachte Spaß.

Inzwischen sind alle Familien ausgezogen, konnten in richtigen Wohnungen Quartier finden – Zeit, Bilanz zu ziehen:

Alles in allem eine gelungene Aktion, die den Bewohnern Freude gemacht und den Gemeinschaftsraum ihrer Unterkunft verschönert hat.

Übrig sind noch viele Materialien, die genutzt werden können, vielleicht unter anderem im Rahmen des großen Sommerfestes für Flüchtlinge und Bewohner von Ammersbek im Haus am Schüberg am 26. Mai 2016.

Außerdem werden wieder neue Flüchtlinge in die Georg-Sasse-Straße kommen, auch für sie wollen wir gestalterische Angebote machen.

Im Namen aller beteiligten Flüchtlinge ein großes Dankeschön für die großzügige Spende.

Waltraut Biester

 

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